Meine Zero-Covid Strategie - eine Satire




Lieber Herr Bundesrat Berset,


ich weiss, ich bin nicht der Erste, der Ihnen schreibt, weil er die ultimative Strategie gefunden haben will, das Schweizer Volk zu retten – und noch wichtiger: ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen! Wortwörtlich fürchte ich bald, Herr Gesundheitsbundesrat, doch verzagen Sie nicht, ich habe die Lösung! Die ultimative und zu 100% wirkungsvolle Zero «0 !!» Covid Strategie!

Aber alles mal der Reihe nach. Nur nichts überstürzen. Was ich Ihnen zu präsentieren habe, verehrter Herr Bundesrat, ist selbstredend mindestens so wissenschaftlich und seriös wie die Sie beratende Covid Task Force. Vielleicht sogar noch seriöser, liegt meiner Zero-Covid-Strategie tatsächlich eine naturwissenschaftliche Fundierung zu Grunde!


Eher zufällig auf dieses verblüffende Phänomen aufmerksam geworden, habe ich bemerkt, dass das physikalische Fachgebiet der Akustik wenig universitären Austausch mit der Epidemiologie zu pflegen beliebt. Ich scheine also auf eine echte Forschungslücke gestossen zu sein. In der Tat ergab sich mir trotz gründlicher Recherche in den verschiedenen Sciences Journals keine Studie, die diesen Sachverhalt entkräften oder sogar widerlegen würde. Was aber nicht erstaunt – die Wirkung lässt sich physikalisch sowie biomechanisch ja problemlos in der Theorie darlegen.


Bevor ich darauf eingehen kann, worum es sich denn handelt, möchte ich hier – wenn es auch Anekdotisch scheinen mag – darlegen, wie mir dieser grandiose Effekt ins Auge stach. Sie erinnern sich bestimmt daran, dass wir unseren Heldinnen und Helden in den Spitälern, die in dieser pandemischen Situation wagemutig ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzten, am offenen Fenster applaudierten. Diese grossartige Aktion, welches das Potential in sich trug, die desolaten Arbeitsbedingungen in unserem Gesundheitswesen nachhaltig ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, hatte ja erstaunlicherweise politisch überhaupt keinen Effekt! Dabei liegt es doch mit aller Deutlichkeit auf der Hand, dass die bürgerliche Strategie, das Gesundheitswesen nur rein ökonomischen Prinzipien zu unterwerfen, gescheitert ist. So als ob nicht schon vor der Pandemie die Situation im Gesundheitswesen arg im Argen lag und die Pandemie diesen durch Jahrzehntelange Fehlpolitik (und zugegebenermassen Fehlleistungen auch der ökonomischen Wissenschaften – es ist ja nicht so, dass Ihr Politiker eine denkerische Selbstständigkeit habt, nicht?) erzeugten Notstand ans Licht rückte. Aber genug der Polemik. Ich bin sehr überzeugt, dass Sie mir, verehrter Herr Bundesrat, zu 200% zustimmen, wenn ich die nur auf monetären Profit abzielende Ausrichtung von öffentlichen Gütern wie zum Beispiel dem Gesundheitswesen, als Humbug bezeichne. Und dies nicht, weil Sie etwa ein «Linker» sind, sondern weil Sie – man soll Politiker bekanntlich an den Taten messen – ohne Probleme ganze Wirtschaftszweige für Gesundheitspolitik an die Wand zu fahren gewillt seid! Dass es sich dabei auch gerade um Kulturbetriebe handelt, die doch tendenziell eher Links stimmen gehen – also ihre Wähler sind – zeigt nur, wie Ernst es Ihnen mit ihrer bewundernswerten Haltung ist. Aber keine Sorge, Herr Bundesrat, meine Covid Endlösung wird verhindern können, dass alle unsere lieben, linken Kulturfreunde zugrunde gehen und sie damit ihr Wahlklientel verlieren!


Nun, wie gesagt – gesellschaftlich eigentlich gelungen, hatte die Aktion Null (Zero) politischen Effekt. Oder wurde die Trimmung auf rein ökonomische Aspekte zum Beispiel der Spitäler mal ernsthaft diskutiert und der damit einhergehenden Verknappung der Kapazitäten sowie der Minderung der Pflegequalität? Hingegen blieb die Aktion doch nicht gänzlich Wirkungslos – überaschenderweise zeigte sie einen deutlichen Effekt – im Medizinischen! Auf Bild 1 sehen Sie die sogenannte erste Welle. Der blaue Strich markiert dabei das Einsetzten der Applaus-Aktion.

Wie Sie unschwer erkennen können, nahm die Pandemie sofort eine radikale Wendung. Tatsächlich kann man also die These aufstellen, dass die erste Welle deshalb und allen Prognosen ihrer Epidemiologen zum Trotz, so glimpflich verlief, weil da geklatscht wurde!


Aber Halt, werden Sie da sagen – und zurecht! So einfach geht das doch gar nicht. Das habe ich mir auch gesagt – es ist aber erst eine These. Auf Bild 2 sehen Sie die sogenannte zweite Welle.

Wie Sie deutlich sehen können – und auch selber wissen – wurde da nicht mehr geklatscht. Die Aktion lief nämlich im Sommer irgendwann aus, als die Bürger klatschmüde wurden, da sich die Politik ja überhaupt nicht interessieren wollte. Und prompt kam auch das Virus wieder. Die zweite Welle dauerte nicht nur länger, es gab auch wesentlich mehr Fälle. Was nicht weiter erstaunt – wurde doch durch die zum Teil noch immer geltenden Einschränkungen von Kulturveranstaltungen sowie Verschärfungen derselben Bestimmungen, überhaupt nicht mehr geklatscht. Es ist jedoch bei der Betrachtung gerade der Vorweihnachtszeit davon auszugehen, dass es einzelne private Anlässe gab, wo ab und an mal die Hände zusammengeschlagen wurden. So dass, obschon ein noch strengerer Lockdown verhängt wurde, die Zahlen langsam etwas runter gingen. Doch wegen den noch strengeren Auflagen viel zu wenig!


Sehr geehrter Herr Bundesrat, Sie werden sich jetzt sagen, dass ich ein totaler Spinner sei. Ein Kerl, der ernsthaft behaupten wolle, Coronaviren würden sich so einfach wegklatschen lassen, der muss ja wirklich selber einen an der Klatsche haben! Zugegeben, auf dem kalten Fuss erwischt, würde ich es genau so meinen. Ich muss aber an Ihre Geduld mit mir und an Ihr Wohlwollen appellieren. Es gibt eine durchaus valide naturwissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen, dass ja ansonsten wie Magie wirken muss. Irgendwie metaphysisch! Nochmals, es gibt eine naturwissenschaftliche Erklärung – es ist kein rein psychologischer Effekt. Wir reden hier nicht von Placebo, sondern von soliden, harten Fakten!


Im Voraus werde ich mich zu Entschuldigen haben, dass es nun etwas mathematisch wird. Keine Sorge, ich werde nur auf die allernotwendigsten Grundlagen eingehen und selbstredend kann ich die genauen Kalkulationen jederzeit auf Anfrage zur Verfügung stellen; beziehungsweise lassen sich die Formeln und Daten leicht in der entsprechenden Fachliteratur auffinden. Wie oben geschrieben, haben wir es mit einem naturwissenschaftlich belegbaren Phänomen zu tun, dass sich in der Theorie ohne Probleme simulieren lässt. Also, wir haben eine normal in die Hände klatschende Person, welche dadurch einen Schallleistungspegel von durchschnittlich 70 dB erzeugt. Das gibt uns eine Schallleistung von 0.000’01 Watt. Soweit sicher alles nachvollziehbar. In der Tat ist ein In-die-Hände-klatschen keine sonderliche Anstrengung und somit auch jeder Schweizerin und Schweizer zumutbar (auch Kindern by the way). Nun wissen wir, dass der Schall in der Luft 343.2 Meter in der Sekunde zurücklegt. Wenn wir also die oben festgestellte Schallleistung durch diese Geschwindigkeit teilen, kriegen wir eine Kraft von 0.000'000'029’14 Newton, oder etwas übersichtlicher: 2.914 x 10^-8 N. Kaum eine Krafteinwirkung würde man meinen, aber aufgepasst! Tatsächlich nimmt ein Mensch, der vergleichsweise über eine grosse Oberfläche verfügt, die durch diese Kraft verursachte Druckeinwirkung nicht wahr. Doch aerosole Viren sind so klein, dass es da wiederum eine relevante Kraft wird! Laut einschlägiger Literatur sind Coronaviren etwa 120 – 160 Nanometer im Durchmesser gross. Also 0.000'000'160 Meter, oder 160 x 10^-9 m. Sicherlich haben Sie auch das typische Bild der Coronaviren vor Augen mit den vielen Trichterförmigen «Spikes». Wäre das Virus nur eine glatte Kugel, hätte es unsere Schallwelle aufgrund der aerodynamischen Form schwer, ihm etwas anzuhaben. Doch gerade seine fiesen Spikes, mit denen es unsere arglosen Körperzellen invasiert, werden ihm nun zum Verhängnis! Denn diese grossen glykosylierten S-Proteine, die membranverankerte Trimer darstellen, fungieren nun wie Brechstangen um die Virushülle platzen zu lassen. Diese Spikes stehen ja um etwa 20 nm ab. Da sie ein nach aussen hin breiter werden Trichter darstellen, kann – grob trianguliert – die Angriffsfläche pro Spike für den Schalldruck etwa so gelten: 20nm x 10 nm / 2 – also rund 100 nm^2 oder 10^-16 m^2. Teilt man nun die oben genannte Kraft durch diese Fläche, kommen wir auf eine Druckeinwirkung von sage und schreibe 291’400'000 N/m^2. Das entspricht einem Druck von 29'140 Tonnen pro m^2! Diese Rechnung berücksichtigt bloss ein einzelnes dieser Spikes. Aber jedes Coronavirus ist bekanntlich geradezu bespickt damit. Die aerosolen Viren werden also förmlich pulverisiert in der Luft durch eine einzelne, banale, durch ein in die Hände klatschen verursachte Schallwelle!


Ich hoffe, verehrter Herr Bundesrat, ich konnte ihre Zweifel mit diesen biomechanischen Darstellungen zerstreuen und in Ihnen die Einsicht stärken, dass das Händeklatschen tatsächlich ein effektives und geradezu für Coronaviren fatales Kontermittel ist. Wenn nicht, bitte ich Sie, die Ausführungen nochmals durchzulesen und nötigenfalls selber zu Rechnen. Alle Schritte wurden ja genügend dargestellt. Es gibt selbstverständlich noch Vieles mehr abzuklären – gerade im Bereich der Aerosolforschung – und in Studien sowie Feldversuchen abzuprüfen. Ich denke, hier sollte ihre Covid Task Force zum Zuge kommen! Auch um verlässliche Kennwerte über die Anzahl der Händeklatschungen und Wirkdistanzen zu erfahren. Meine These ist also, um es mit den Worten des bekannten, deutschen Virologen Prof. Dr. Drosten zu sagen, erst Andeutungsevident. Doch sprechen die zwei oben gezeigten Bilder eine deutliche Sprache der Wirkung und ich fürchte, die Schweiz kann es sich nicht leisten, sich diesen neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaft zu entziehen.


Im Wissen nun um das oben dargestellte Phänomen, werden Sie, sehr geehrter Herr Bundesrat, ganz bestimmt meiner Strategie unverzüglich folgen wollen. Zumal ich felsenfest davon überzeugt bin, dass diese nicht bloss unsere Wirtschaft retten, sondern auch die Gräben in unserer Gesellschaft kitten indem sie uns (fast) alle unsere gewohnten Freiheiten zurückbringen wird. Denn genau das ist ja auch bitter nötig!

Mit der simplen Massnahme, regelmässig – sagen wir mal (wie oben geschrieben muss sich die Forschung dazu noch bestimmter positionieren) alle 5 Minuten – einmal in die Hände zu klatschen (überdies vielleicht auch jedes Mal bei Betreten eines Raumes), ist der mit Abstand grösste Treiber des Infektionsgeschehen, nämlich die aerosole Übertragung des Virus, gestoppt. Dadurch werden auf einen Schlag – mit einem Händeklatsch sozusagen – alle anderen Massnahmen obsolet! Maskenpflicht, Testpflicht – überhaupt die ganze, nicht Diagnosezwecke dienende Testerei – Contacttracing, Sozial Distancing, Geschäftsschliessungen und Homeofficepflicht können ersatzlos aufgehoben werden. Einzig das achtsame Händewaschen ist vielleicht durchaus noch empfehlenswert. Ich bin überzeugt, dass selbst die hartgesottensten Massnahmenkritiker akzeptieren können, regelmässig einmal in die Hand zu klatschen, wenn sie im Gegenzuge ihre ihnen zustehenden Rechte wieder vollkommen gewahren können. Und auch die Jungen, die nun wieder ihr ihnen zustehendes, sorgloses Leben führen dürfen, ohne Angst haben zu müssen, ihre Grosseltern verfrüht ins Grab zu bringen, werden vor Freude in die Hände klatschen! Ich würde diese Massnahme vorsorglich auf ein Jahr terminieren. Und in einem Jahr wird sich gezeigt haben, ob es noch irgendwelche Anzeichen einer Pandemie gibt. Ansonsten wären gewisse ungesunde Entwicklungen im Gesundheitswesen der letzten Jahrzehnte eventuell auch noch zu korrigieren…


Ich weiss natürlich, verehrter Herr Bundesrat, dass es ein Wagnis darstellt, die Gesundheitspolitik eines ganzen Landes auf eine einzige Strategie zu stellen. Doch müsste das für Sie nichts Ungewohntes sein – die bisherige Pandemiestrategie kannte ja auch nie einen Plan B zum Impfen. Jene Strategie als Einzige durchzusetzen und sich nicht nach Alternativen umzusehen Anbetracht der gewaltigen Unsicherheiten, die einher gingen, wie zum Beispiel, ob es denn überhaupt möglich sein wird, eine Impfung zu entwickeln, hatte sie ja schon vor einem Jahr nicht unruhig werden lassen. Darum bin ich zuversichtlich, dass Sie mir problemlos folgen werden. Zumal meine Strategie weder Mehrkosten noch wirklich gesundheitliche Risiken, noch andere Unbekannte mit sich bringt. Und sie steht mindestens genau so fest auf dem Boden der Naturwissenschaft wie jede vorher von Ihnen beschlossene Massnahme.


Zweifellos werden ihre ausländischen Regierungskollegen Ihnen eine zu krasse Experimentierfreudigkeit vorwerfen versuchen, wenn Sie einmal meine Strategie eingeführt haben werden. Lassen Sie sich davon nicht beirren. Diese sind im Gegensatz zu Ihnen nur von der Pharmalobby gekauft, die natürlich berechtigte Angst hat, dass mit meiner Strategie ihre nun nutzlos gewordenen Impfungen nicht mehr an den Menschen gebracht werden können. Aber wenn sich die Menschheit schon ein menschheitsweites Experiment mit Gentherapien leisten kann, dann werden wir Schweizerinnen und Schweizer uns doch liebend gerne opfern, diese ganz neue, experimentelle Zero-Covid-Strategie, die Corona-Pandemie mit Händeklatschen aus der Welt zu schaffen, zu implementieren. Sollen die Deutschen, Österreicher, Franzosen und Italiener nur zusehen, wie gut es uns Schweizern gelingt, wenn wir unseren klammen Blick von den unsinnigen Testereiresultaten lösen und uns zuversichtlich in die Zukunft klatschen. Unsere Ländernachbaren sind es sich doch sowieso gewohnt, dass wir Schweizerinnen und Schweizer gerne unseren Sonderweg gehen!


In der Zuversicht, Sie, verehrter Herr Bundesrat Berset, restlos von dieser Zero-Covid Strategie überzeugt zu haben, bleibt mir nur die Frage: Haben Sie heute schon in Ihre Hände geklatscht?


Ihr

Michael Ulmer

Meine Zero-Covid Strategie - eine Satire